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Eltern-Kind-Workshop in der Ludwigsburger Stadtbibliothek

Hilfe – Welche App ist die Richtige für mein Kind?

Bei über 2 Millionen Apps auf iTunes, Google Play und Co verliert man schnell den Überblick. Eltern lernen jetzt beim Eltern-Kind-Workshop in der Stadtbibliothek Ludwigsburg, woran man kindgerechte Apps erkennt. Doch bei einigen Apps steckt der Teufel im Detail.

Acht Väter und Mütter sind mit ihren Sprösslingen zum Eltern-Kind-Workshop in die Ludwigsburger Stadtbibliothek gekommen. Bei strahlendem Frühlingswetter wollen sie heute lernen, woran man gute Apps erkennt und wie Kinder Tablets und Smartphones kreativ nutzen können. Dafür haben Silvia Bösl und Gabriella Parditka, Referentinnen der Initiative Kindermedienland, viele praktische Beispiele mitgebracht.

Zusammen Apps nutzen

Das Besondere an den Eltern-Kind-Workshops ist, dass Eltern zusammen mit ihren Kindern, die digitale Welt erschließen. In der ersten Hälfte dürfen die Teilnehmenden die App „Vier Bilder – ein Wort“ ausprobieren: anhand von Bildern muss jeweils ein Wort erraten werden. Die Kinder haben ihren Spaß und ganz nebenbei erklären die beiden Referentinnen, womit die App-Hersteller ihr Geld verdienen und wie man sogenannte In-App-Käufe entlarven kann. Bei „Vier Bilder – ein Wort“: kann man sich mithilfe von Spielgeld die richtigen Lösungen anzeigen lassen. Dieses Spielgeld erbeutet man mit viel Geduld mit den richtigen Lösungen – oder deutlich schneller per In-App-Kauf, bei dem die Eltern die Kreditkarte zücken müssen.

Ein Bewertungsbogen hilft

Nach mehreren Spielrunden sollen die Eltern zusammen mit ihren Kindern die App „Vier Bilder – ein Wort“ anhand eines Bewertungsbogen beurteilen. Zusammen überlegen sie sich, in welche Kategorie die App fällt, ob in der App Werbung, angezeigt wird und – wie eben erwähnt – ob man in der App zu Käufen aufgefordert wird. Die Teilnehmer fangen an, in den Appstores das Kleingedruckte zu lesen: welche Berechtigungen die App einfordert, was die App kostet und ab welchem Alter die App zugelassen ist.

Altersangaben: keine pädagogischen Empfehlungen in den Appstores

Beim Thema Altersbeschränkung wird ein Vater hellhörig: Ihm sei schon öfter aufgefallen, dass die Apps in den unterschiedlichen App-Stores nicht immer die gleichen Altersempfehlungen haben. Nun will er wissen, wie Eltern rausfinden sollen, ab welchem Alter eine App geeignet ist. Erschwerend kommt hinzu, dass manche Apps als Spieleversion für die Xbox oder Playstation von der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) andere Altersangaben bekommen haben. Silvia Bösl erklärt, dass es sich bei den Altersangaben nie um pädagogische Empfehlungen handelt. Als Beispiel nennt sie Kinofilme, die laut FSK bereits ab 0 Jahren freigegeben sind, bei denen sich aber Kleinkinder trotzdem gruseln können. Sie rät den Eltern, sich vorab immer die Apps genauer anzuschauen und sich zu überlegen, ob sie für den Entwicklungsstand ihres Kindes geeignet sind. Um altersgerechte Kinofilme zu entdecken, empfiehlt sie die Internetseite www.kinderfilmwelt.de.

Woran man gute Apps erkennt: 7 Tipps

Beim Ausfüllen des App-Bewertungsbogen lernen die Eltern wichtige Kriterien zur Unterscheidung von Apps kennen. Die Ratgeber-Seite klicksafe.de fasst die Kriterien für kindgerechte Apps gut zusammen und empfiehlt folgendes: Eine für Kinder geeignete App …

  • kommt ohne Gewalt aus.
  • ist leicht zu bedienen und kommt mit so wenig Text wie nötig aus.
  • regt Neugier und Kreativität des Kindes an.
  • verzichtet auf Werbeeinblendungen.
  • funktioniert ohne In-App-Käufe.
  • kann ohne Internetverbindung genutzt werden.
  • fragt keine persönlichen Daten ab und greift auf keine unnötigen Berechtigungen zu.

Als Beispiel für eine pädagogisch wertvolle App haben Silvia Bösl und Gabriella Parditka auf mehreren Tablets die App „Stop Motion Studio“ mitgebracht. Damit sollen die Workshop-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer in Zweier-Teams ihre eigenen Trickfilme kreieren. An mehreren Plätzen stehen schon Kulissen aus Papier und Spielzeugfiguren bereit. Für die nächsten fünfzehn Minuten werden Spielzeugfiguren und Papierfiguren in Zentimeterschritten weitergeschoben. Ein Tiger steigt in ein Plastikauto ein, Aliens landen in einem Palmenhain und der Fantasie wird freien Raum gelassen. Foto für Foto entstehen kleine Kunstwerke, bei denen die Mütter und Väter ihre Kinder tatkräftig unterstützen. Bei der anschließenden Präsentation sind die Mädchen und Jungen „stolz wie Oskar“. Natürlich wollen sie ihre selbstgemachten Filme den anderen Familienmitgliedern vorführen und fragen nach, ob man die Filme nach Hause schicken kann. Aufgrund der eingeschränkten Internetverbindung in der Bibliothek, kann nur ein Tablet den Link zum Trickfilm verschicken, doch einer der jungen Workshop-Gäste hat einen Einfall. „Wir können doch die Tablets mit nach Hause nehmen“ schlägt er vor.

Zeit in den Griff bekommen: Nutzungsvertrag und Co.

Zum Abschluss geben die Expertinnen der Initiative Kindermedienland den Eltern eine paar Tipps mit auf den Weg, wie sich die App-Nutzung zu Hause regulieren lässt. Ein paar Eltern scheinen sich bereits auszukennen. „Wir haben zuhause einen Mediennutzungsvertrag aufgestellt. Die Freunde meines Sohnes machen immer große Augen, wenn er verrät, dass er von alleine seine Spielekonsole abschaltet“ erzählt eine stolze Mutter. Die Referentinnen empfehlen genau diesen Mediennutzungsvertrag vom Internet ABC –  damit lassen sich Regeln zur Mediennutzung detailliert aushandeln und als kindgerechtes Schriftstück ausdrucken. Silvia Bösl und Gabriella Parditka empfehlen den Eltern, den Vertrag nicht alleine aufzustellen, sondern die Details zusammen mit den Kindern festzulegen. Die praxiserprobte Mutter kann das bestätigen, doch einen Tipp ist ihr besonders wichtig. „So ein Vertrag funktioniert nur, wenn sich auch die Eltern an den Vertrag halten. Schließlich sind die Eltern ja Vorbild im Umgang mit den digitalen Medien.“ bekundet sie. Nur dass die Schulen und die Kindertagesstätte ihrer jüngeren Tochter mehr Aufklärungsarbeit in Sachen „Medien“ leisten, das fehlt ihr noch.

Beratungsangebote im Überblick

Die beiden Referentinnen der Initiative Kindermedienland haben während des Workshops den Eltern eine Reihe von Beratungsangeboten genannt. Hier eine Zusammenfassung:

www.mediennutzungsvertrag.de

www.klicksafe.de

www.internet-abc.de

www.kinderfilmwelt.de

Jutta Gottwald, Teamleiterin der Kinderbücherei der Ludwigsburger Stadtbibliothek, freut sich bereits auf den nächsten Eltern-Kind-Workshop. „Die Nachfrage nach Workshops zur Medienerziehung ist riesig. Wir haben bereits eine Warteliste für die nächste Veranstaltung.“ bestätigt sie.

Wenn Sie ebenfalls Interesse an einer solchen Informationsveranstaltung haben, können Sie sich an die medienpädagogische Beratungsstelle des LMZ wenden. Dort vermittelt man Ihnen gerne einen kompetenten Referenten für Ihr Vorhaben, das zeitlich und thematisch ganz auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt werden kann.

0711-2850-777, beratungsstelle@lmz-bw.de

Dort hilft man Ihnen auch gerne bei Medienerziehungsfragen weiter.

Das Eltern-Medienmentoren-Programm ist Teil der Initiative Kindermedienland Baden-Württemberg und wird vom Landesmedienzentrum Baden-Württemberg im Auftrag des Staatsministeriums Baden-Württemberg durchgeführt. Das Ziel der breit angelegten Initiative der Landesregierung ist es, die IT- und Medienkompetenz von Kindern, Jugendlichen, Eltern und anderen Erziehungsverantwortlichen im Land zu stärken. Mit der Initiative werden die zahlreichen Projekte, Aktivitäten und Akteure im Land gebündelt, vernetzt und durch feste Unterstützungsangebote ergänzt sowie eine breite öffentliche Aufmerksamkeit für die Themen Medienbildung und -erziehung geschaffen. Träger sind neben der Medien und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG) die Landesanstalt für Kommunikation (LFK) und das Landesmedienzentrum (LMZ).

Kontakt

Lisa Gröschel
groeschel@lmz-bw.de
0711 / 2850 - 778