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Eltern-Kind-Treff "MüZe"

Eltern-Kind-Treff "MüZe"

Medientipps in der Krabbelgruppe

Im Stuttgarter Eltern-Kind-Treff „MüZe“ finden regelmäßig Eltern-Kind-Gruppen mit wechselnden Themen statt. In diesem Rahmen ging es neulich auch um Mediennutzung und Medienerziehung. Fazit der Eltern: Wir wollen nun unser eigenes Medienverhalten genauer unter die Lupe nehmen.

Im Erdgeschoss stehen im Eltern-Kind-Treff „MüZe“ auf adrett dekorierten Tischen Kekse und Butterbretzeln bereit. Freundlich werden wir von Filiz Tokat in Empfang genommen. Filiz Tokat ist ehrenamtliches Vorstandsmitglied beim Eltern-Kind-Treff und gleichzeitig als Erziehungswissenschaftlerin angehende Kindermedienland-Referentin. Auf die Frage, ob das Thema „Medien“ nicht noch zu früh angesetzt sei bei Eltern von Säuglingen, antwortet sie: „Im Eltern-Kind-Treff ist das ein Dauerthema“. Ständig würden sich Eltern nach Regeln und Medienempfehlungen erkundigen. Daher lag es für sie auf der Hand, einen Vortrag für Eltern zu organisieren.

Pro Woche kommen durchschnittlich 300 Besucher aus mehreren Nationen zu Besuch im Eltern-Kind-Treff, der bereits seit über 30 Jahren besteht. Ein Blick auf den Kalender des Eltern-Kind-Treffs zeigt die kulturelle Vielseitigkeit: vom türkischen Baby-Treff über ein Russisches oder Spanisches Café wird ein buntes Programm angeboten. Zum Programm zählt auch der Baby-Treff, bei dem wir zu Gast waren und der jeden Donnerstagvormittag angeboten wird. Eltern treffen sich hier mit ihren Krabblern und beschäftigen sich mit wechselnden Themen. Heute wird Kindermedienland-Referentin Asiye Sari-Turan im Rahmen des Eltern-Medienmentoren-Programmes über die Mediennutzung von Kindern berichten.

Während die Kleinsten auf dem Boden rumkrabbeln nehmen zehn Mütter und Väter auf Sitzmatten im Kreis ihren Platz ein. Um den Geräuschpegel etwas zu senken und für Aufmerksamkeit zu sorgen, beginnt die Gruppenleiterin der Eltern-Kind-Gruppe mit einer musikalischen Begrüßung. Zum Einstieg präsentiert Asiye Sari-Turan Zahlen aus der miniKIM-Studie 2014 – einer Basisuntersuchung zum Medienumgang 2- bis 5-Jähriger in Deutschland. Aus ihr geht u. a. hervor, dass Kinder im Alter von zwei bis drei Jahren durchschnittlich 34 Minuten am Tag fernsehen. Dies sei eindeutig zu viel, so die Referentin, da Kinder in diesem Altern noch gar nicht fernsehen sollten. Die Eltern der Krabbelgruppe stimmen ihr fast einstimmig zu. Ein Vater will es aber genauer wissen: „Warum sollen die Kinder denn nicht fernsehen?“ Sari-Turan erklärt, dass Kinder im Alter bis zu 3 Jahren die Bilder im Fernsehen meist noch nicht verstehen und vielfach nicht verarbeiten können. „Es fehlt ihnen etwa noch die Wahrnehmungsfähigkeit dafür, dass eine Figur im Fernsehen in der Wirklichkeit gar nicht vorhanden ist“ erläutert sie.

Danach geht es um Fernsehen, Apps, Radio und Internet. Asiye Sari-Turan geht immer wieder auf die Zwischenfragen der Eltern ein, die trotz hohem Lärmpegel sehr aufmerksam den Ausführungen der Referentin folgen. Einen besonderen Schwerpunkt legt die Referentin auf die Vorbildfunktion der Eltern bei der Mediennutzung: „Die Basis der Mediennutzung wird in der Familie gelegt, die Kindergärten und Schulen bauen später darauf auf.“ Deswegen sollten Eltern ihr eigenes Medienverhalten beobachten und kritisch hinterfragen, welches Vorbild sie geben.

Für Eltern, die sich genauere Vorgaben wünschen, gibt Asiye Sari-Turan mit auf den Weg, dass es „keinen Fahrplan X gibt, der für jede Familie funktioniert.“ Jede Familie sollte sich ihre eigenen Regeln festlegen. Diese durchzusetzen und weiterzuentwickeln, ist aber ein ständiger Prozess. Dazu müssten die Eltern konsequent bleiben und auch mal abwehrendes Verhalten ihrer Kinder aushalten.

Darüber hinaus bekommen die Eltern folgende Tipps mit auf den Weg:

  • Die Mediennutzung sollte nicht zur Bestrafung oder Belohnung eingesetzt werden.
  • Wenn möglich, sollten Eltern Medien gemeinsam mit den Kindern nutzen bzw. erkunden und gerade nach einer Fernsehsendung mit ihnen darüber sprechen.
  • Ein Kleinkind sollte nach dem Fernsehen Zeit haben, das Gesehene zu verarbeiten. Deswegen sollten Kleinkinder nicht vor dem Einschlafen fernsehen.
  • Bei Apps und Computerspielen sollten Eltern stets auf die Altersempfehlungen achten und den jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes berücksichtigen.
  • Bei der Nutzung von Fernseher oder Tablet-PC sollten Eltern am Anfang auf jeden Fall dabeibleiben, daraufhin Abmachungen treffen und deren Einhaltung kontrollieren.
  • Bei der Nutzung von Fernseher oder Tablet-PC sollten Eltern auf Hörweite bleiben, für den Fall das etwas anderes genutzt wird als verabredet.
  • Fernsehsendungen können auch gut online aus einer Mediathek angeschaut werden. Die Nutzungsdauer ist dadurch besser kontrollierbar und der Anteil an Werbung geringer bzw. nicht vorhanden.
  • Auch Radiohören ist Mediennutzung. Kinder nehmen die Radio-Nachrichten und entsprechend auch negative Meldungen wahr.
  • Eltern sollten lernen bewusst den Fernseher oder das Radio abzuschalten und eine „Berieselung“ unterbinden. Nur so lernen Kinder selber abzuschalten.
  • Eltern sollten Alternativen wie Vorlesen oder Hörbücher anbieten. Insbesondere das Vorlesen fördert die Lesekompetenz der Kinder sowie die Eltern-Kind-Beziehung.

Wir wollten von den Eltern wissen, was sie von dem Vortrag mit nachhause nehmen. Eine Mutter antwortet „sehr aufschlussreich“. Zukünftig will sie mehr darauf achten, das Fernsehen zu begrenzen und stattdessen die Kinder anderweitig fördern. Eine andere Mutter findet es „sinnvoll, sich bereits im Vorfeld mit dem Thema Medien zu beschäftigen, bevor die Kinder in das Alter kommen“. Eine andere möchte sogar noch einen Schritt weiter gehen: „Ich geh jetzt erstmal nach Hause und werde mein eigenes Medienverhalten kontrollieren. Interessant sich mal zu überlegen, wie oft man sein eigenes Smartphone zur Hand nimmt, wie lange man Radio hört und so weiter.“ Das freut die Macher des Eltern-Medienmentoren-Programmes. Ein weiterer Medien-Workshops im Eltern-Kind-Treff ist bereits in Vorbereitung.

Weitere Informationen

Wenn Sie ebenfalls Interesse an einer solchen Informationsveranstaltung haben, können Sie sich an die medienpädagogischen Beratungsstelle des LMZ wenden. Dort vermittelt man Ihnen gerne einen kompetenten Referenten für Ihr Vorhaben, das zeitlich und thematisch ganz auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt werden kann.

0711-2850-777, beratungsstelle@lmz-bw.de

Dort hilft man Ihnen auch gerne bei Medienerziehungsfragen weiter.

Das Eltern-Medienmentoren-Programm ist Teil der Initiative Kindermedienland Baden-Württemberg und wird vom Landesmedienzentrum Baden-Württemberg im Auftrag des Staatsministeriums Baden-Württemberg durchgeführt. Das Ziel der breit angelegten Initiative der Landesregierung ist es, die IT- und Medienkompetenz von Kindern, Jugendlichen, Eltern und anderen Erziehungsverantwortlichen im Land zu stärken. Mit der Initiative werden die zahlreichen Projekte, Aktivitäten und Akteure im Land gebündelt, vernetzt und durch feste Unterstützungsangebote ergänzt sowie eine breite öffentliche Aufmerksamkeit für die Themen Medienbildung und -erziehung geschaffen. Träger sind neben der Medien und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG) die Landesanstalt für Kommunikation (LFK) und das Landesmedienzentrum (LMZ).

Kontakt

Landesmedienzentrum Baden-Württemberg
Rotenbergstraße 111
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