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Eltern-Kind-Workshop in der Kulturinsel

Eltern-Kind-Workshop in der Stuttgarter Kulturinsel

Medienarbeit mit Flüchtlingsfamilien: ankommen und mitmachen

Wenn geflohene Familien im Umgang mit Medien Selbstwirksamkeit erleben, dann ist dies ein wesentlicher Beitrag zum Ankommen in der neuen Umgebung. Das Eltern-Medienmentoren-Programm der Initiative Kindermedienland bietet solche Möglichkeiten und bezieht Flüchtlingsfamilien bewusst in das Programm ein. Hier ein Bericht über einen zweitägigen Eltern-Kind-Workshop mit engagierten Übersetzern, kreativen Kindern und stolzen Eltern.

Direkt neben dem Stuttgarter Wasen unweit einer Großbaustelle befindet sich auf dem Club-Zollamt-Areal die Kulturinsel Stuttgart. Wo sonst Kunstausstellungen und Konzerte stattfinden, führte die Initiative Kindermedienland mit acht afghanischen Familien am 2. Dezember 2016 einen Eltern-Kind-Workshop durch. Beim Eltern-Medienmentoren-Programm sollen insbesondere benachteiligte Familien sowie Familien mit Flucht- und Migrationserfahrung für Medienthemen sensibilisiert und zum Gespräch angeregt werden. Die Kindermedienland-Referenten Katrin Schlör und Robert Rymes wollten durch den Workshop Möglichkeiten zur Teilhabe schaffen. Im Vordergrund stand aber, dass „jeder was neues lernt und wir eine gute Zeit und Spaß zusammen zu haben“, so Katrin Schlör.

So praktisch wie möglich sollte der Workshop deshalb ablaufen. Auf Grund der Sprachbarriere gab es keine Vorträge. Stattdessen wurden die Familien spielerisch und praktisch an Medienthemen herangeführt. Dafür hatten die beiden Referenten auf mehreren Tischen Bastelutensilien platziert und ein kleines „Mediensammelsurium“ aufgebaut. Auf einem Extratisch lagen unter anderem ein alter Walkman, ein Wählscheibentelefon, Schallplatten, eine VHS-Kassette, ein Kofferradio, ein Kartenspiel, Kinderbücher und mehrere Kameras. Im späteren Verlauf sollte damit ganz plastisch gezeigt werden, was alles in einem Smartphone steckt. Als Dolmetscher kamen noch Asam und Ali hinzu, die den Workshop auf Arabisch und auf Farsi übersetzten.

Zu Beginn des zweitägigen Workshops sollten sich alle Anwesenden gut kennenlernen. Nachdem sich alle im Kreis aufgestellt hatten und kurz ihren Namen nannten, galt es Ballgefühl zu zeigen. Um sich die Namen besser merken zu können, wurde ein gelber Schaumstoffball umhergeworfen. Jeder der an die Reihe kam musste seinen Anspielpartner beim Namen nennen, werfen und in die Hocke gehen. Gleich nach dem ersten Testdurchlauf änderte sich die Atmosphäre: Kinderlachen mischte sich mit dem Rufen der Älteren, einer half dem anderen und mit ein wenig „Schummeln“ gelangte der Ball gekonnt ans Ziel. Um das Spiel etwas kniffliger zu machen führte Referent Robert Rymes noch eine Wollsocke und einen Plüschigel ein, die im Kreis herumgereicht werden mussten. Die Stimmung wirkte wie auf einem ausgelassenen Familienfest.

Beim zweiten Kennlernspiel mussten sich Jung und Alt hinter einer weißen Schnur, die auf dem Boden lag, aufstellen. Robert Rymes schickte danach „alle, die gerne Fußball spielen…“ oder auch „alle, die zur Schule gehen …“ über die weiße Linie. Bei dem Spiel ging es auch um Medienthemen: „Alle, die ein Smartphone haben …“ sollten über die Linie und erklären, was sie mit dem Gerät machen. „Spielen“ oder „mit der Familie kommunizieren“ lauteten die Antworten. Bei „Alle, die WhatsApp nutzen …“ standen erstaunlicherweise viele junge Teilnehmer auf der Nein-Seite.

Danach durften die Familien sich an die Tische begeben und mit den Bastelutensilien ein Familien-Medien-Plakat entwerfen. In die Mitte des Plakates sollte der Familienname stehen und ein Familienfoto befestigt werden. Darum herum wurden Miniatur-Smartphones und –Tablet geklebt, um die Medienwelt der Familie anschaulich zu machen. Für die farbliche Gestaltung des Plakats waren vor allem die Jüngeren zuständig. Es wurden Wolken, Bäume, Häuser und Prinzessinnen zu Papier gebracht. Damit sich die Familien fotografieren konnten, händigten die Katrin Schlör und Robert Rymes mehrere Tablets aus. Mithilfe eines mobilen Druckers wurden die Gruppenfotos auf Fotopapier gedruckt. Die Familien waren begeistert und standen am Drucker Schlange. Eine Mutter stellte fest, dass es für sie „ein großer Schatz ist, gemeinsam mit der Familie etwas mit dem Smartphone zu machen“. Bei den meisten Familien wurde auch klar, dass das Smartphone ein grundlegender Bestandteil aller sozialen Aktivitäten ist. Nur mithilfe des Gerätes kann der Kontakt zu Familienmitgliedern und Freunden hergestellt werden.

Am folgenden Tag sollten die Familien auf Basis der Plakate einen Comic zum Thema „Medien in der Familie“ erstellen. Außerdem standen auf dem Programm noch eine Übung zu sicheren Passwörtern sowie das Basteln eines Würfels mit Kinder-Webseiten wie FragFinn und Internet-ABC. Als Highlight gibt es noch eine QR-Code-Rally – eine Art „Schnitzeljagd mit Tablet-Einsatz“. Damit die Familien in Deutschland besser zurecht finden, stellten Katrin Schlör und Robert Rymes eine Reihe von Apps vor, die ihnen beim Ankommen in Stuttgart helfen und mit denen sie die Sprache lernen können.

Das Eltern-Medienmentoren-Programm ist Teil der Initiative Kindermedienland Baden-Württemberg und wird vom Landesmedienzentrum Baden-Württemberg im Auftrag des Staatsministeriums Baden-Württemberg durchgeführt. Das Ziel der breit angelegten Initiative der Landesregierung ist es, die IT- und Medienkompetenz von Kindern, Jugendlichen, Eltern und anderen Erziehungsverantwortlichen im Land zu stärken. Mit der Initiative werden die zahlreichen Projekte, Aktivitäten und Akteure im Land gebündelt, vernetzt und durch feste Unterstützungsangebote ergänzt sowie eine breite öffentliche Aufmerksamkeit für die Themen Medienbildung und -erziehung geschaffen. Träger sind neben der Medien und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG) die Landesanstalt für Kommunikation (LFK) und das Landesmedienzentrum (LMZ).

Kontakt

Lisa Gröschel
groeschel@lmz-bw.de
0711 / 2850 - 778